- Spener
- Spener,Philipp Jacob, evangelischer Theologe, * Rappoltsweiler 13. 1. 1635, ✝ Berlin 5. 2. 1705; studierte ab 1651 Theologie in Straßburg, wo er auch seine wegweisenden heraldischen Arbeiten begann. 1663 wurde er Freiprediger am Straßburger Münster, 1666 Pfarrer und Senior in Frankfurt am Main, 1686 Oberhofprediger in Dresden und 1691 Propst an Sankt Nicolai in Berlin. Spener gilt als Begründer des lutherischen Pietismus. Seit 1670 hatte er in Frankfurt Privatversammlungen zur Predigtbesprechung und Seelsorge veranstaltet, die »Collegia pietatis«. 1675 erschienen seine »Pia desideria. Oder, Hertzliches Verlangen nach gottgefälliger Besserung der wahren Evangelischen Kirchen«, die - in Zusammenfassung der Reformforderungen des deutschen Luthertums - das Programm des lutherischen Pietismus entfalteten. Dabei ging es um die vermehrte und vertiefte Beschäftigung mit der Bibel, die Übung des allgemeinen Priestertums, die tätige Verwirklichung des Christentums, das Verhalten in Religionsstreitigkeiten, die Ausbildung und Amtsführung des Pfarrers sowie die Vertiefung der Predigt. Als Speners Forderungen im Ansatz verwirklicht wurden, kam es zur offenen Feindschaft der lutherischen Orthodoxie. Es entwickelte sich eine umfangreiche antipietistische Polemik. Angriffspunkte waren u. a. Speners Lehre von der Wiedergeburt und der »Hoffnung besserer Zeiten«, die ihm als Chiliasmus ausgelegt wurde.Zur inneren Erneuerung der Kirche förderte Spener Hausandachten, Bibelstunden und die Unterweisung der Jugend (Katechismusunterricht, Durchsetzung der Konfirmation). Sein umfangreicher Briefwechsel sowie seine Predigten, erbaulichen Schriften und Vorreden zu Werken anderer Autoren festigten seine weit reichende Wirkung. Außerordentlichen Einfluss übte Spener auch durch die große Zahl seiner Anhänger aus. Die 1694 gegründete Universität Halle, v. a. die von A. H. Francke geführte Theologische Fakultät, haben den Einfluss der Gedanken Speners in der Folge vertieft und verbreitet.Spener verfasste 1668 eine Beschreibung des sächsischen Wappens, in der er von der bis dahin üblichen lediglich symbolischen Erklärung abwich und die historischen Wurzeln darlegte. In der Folgezeit schuf Spener das grundsätzlich noch heute geltende System der Wappenbeschreibungen, bei dem Schild und Helm die Hauptbestandteile des Wappens sind. Für die heraldischen Farben und Figuren entwickelte er ein festes Einteilungsschema. Speners heraldisches Hauptwerk »Opus heraldicus«, 2 Bände (1680-90), war die Grundlage aller in der Folge erscheinenden heraldischen Fachbücher.Ausgaben: Hauptschriften, herausgegeben von P. Grünberg (1889); Schriften, herausgegeben von E. Beyreuther, auf mehrere Bände berechnet (1979 folgende); Briefe aus der Frankfurter Zeit, herausgegeben von J. Wallmann, auf mehrere Bände berechnet (1992 folgende); Die Werke, herausgegeben von K. Aland und B. Köster, auf 4 Bände berechnet (1996 folgende).P. Grünberg: P. J. S., 3 Bde. (1893-1906, Nachdr. 1988);K. Aland: S.-Studien (1943);J. Wallmann: P. J. S. u. die Anfänge des Pietismus (21986);Hyeong-Enn Chi: P. J. S. u. seine Pia desideria. Die Weiterführung der Reformvorschläge der Pia desideria in seinem späteren Schrifttum (1997).
Universal-Lexikon. 2012.